Die Spur by Laymon Richard

Die Spur by Laymon Richard

Autor:Laymon, Richard [Laymon, Richard]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2015-09-07T16:00:00+00:00


17

»Bedrückt Sie etwas?«, fragte Jerry.

Was könnte mich wohl bedrücken?, dachte Gillian. Ich habe die letzte Nacht und den heutigen Tag im Haus eines Vergewaltigers, eines Psychopathen, eines mordgierigen Irren verbracht.

Sie zuckte mit den Schultern.

»Sie wirken ein wenig distanziert.«

Sie zwang sich zu einem Lächeln und winkte ihm über den Terrassentisch zu. »Mir geht’s prima hier hinten. Liegen schließlich nur, äh, knappe zwei Meter zwischen uns.«

»Hat Ihnen das Abendessen nicht geschmeckt?«, fragte er.

»Es war grauenhaft. Deswegen habe ich es hinuntergeschlungen wie eine Mastsau.«

»Wollen Sie etwa sagen, dass es Schweinefutter war?«

Gillian stieß ein leises Lachen aus.

Trotz seines kleinen Scherzes wirkte Jerry nach wie vor besorgt. »Habe ich was Falsches gesagt oder getan?«

»Nein. Um Himmels willen. Sie waren toll.«

»Sollten Sie immer noch wegen heute Nachmittag verstimmt sein …«

»Das ist es nicht. Ich habe mein Höschen in Ihrem Pool verloren? Irre Sache, das. O Mann.« Sie griff sich ihren Mai Tai und leerte das Glas. »Es ist Fredrick Holden.«

»Wer?«

Gillian wurde klar, dass sie einen Fehler begangen hatte. Vielleicht ist das was Freudianisches, dachte sie. Vielleicht will ich ihm, zumindest unbewusst, die Wahrheit erzählen, die ganze Wahrheit. Und was würde er dann von mir denken? Das Mädchen ist eine Verrückte, die ihren Spaß daran hat, Goldlöckchen zu spielen.

»Onkel Fredrick«, sagte sie schließlich. »Ich habe ein paar Dinge herausgefunden, die mich ziemlich beunruhigen.«

»Stimmt, Sie haben heute Nachmittag seinen schauerlichen Büchergeschmack erwähnt.«

»Es geht nicht nur um Bücher. Ich hatte etwas Zeit totzuschlagen, bevor ich rüberkam, und habe in einen seiner Videofilme reingeschaut. Laut dem Titel auf der Hülle sollte es Das Tier sein. Aber nachdem ich die Kassette ins Abspielgerät geschoben hatte, entpuppte sich das Band als so eine Art kranke Sadomaso-Scheiße namens Foltersklave. Ich konnte es nicht länger als eine Minute ansehen. Widerwärtiges Zeug. Ich meine, ich habe in meinem Leben schon ein paar Pornos gesehen. Aber das war etwas völlig anderes, etwas, das man nicht in der Videothek um die Ecke leihen kann. Ich habe ein bisschen herumgeschnüffelt, und er besitzt eine ganze Sammlung solcher Machwerke. Sie sind alle in unverdächtigen Hüllen für Zeug wie Star Wars und E.T. versteckt.«

»Wie gut kennen Sie Ihren Onkel Fredrick?«, fragte Jerry. Er klang besorgt.

»Nicht besonders gut«, antwortete Gillian und war so überrascht wie erfreut darüber, dass er sich Scherze wie »Hätten Sie das Video mal mitgebracht« sparte.

»Hat er sich Ihnen jemals zu nähern versucht?«

Sie verneinte stumm.

»Es kommt mir ziemlich seltsam vor, dass er gebeten hat, sein Haus zu hüten. Er hätte wissen müssen, dass Sie möglicherweise einen Blick auf seine Filme werfen. Sie waren nicht versteckt? Sie standen einfach offen herum?«

»Bei ihm im Regal.«

»Offensichtlich war es ihm gleichgültig, dass Sie sie finden. Vielleicht wollte er, dass Sie sie anschauen.«

»Warum sollte er das wollen?«

»Ich hasse Mutmaßungen. Er ist immerhin Ihr Onkel.«

Klar ist er das, dachte Gillian.

»Wie lange wird er unterwegs sein?«

»Er hat mir gesagt, er würde am Donnerstag zurückkommen«, antwortete Gillian.

Jerry sah sie skeptisch an. »Meiner Ansicht nach sollten Sie von dort verschwinden, und zwar sofort. Kehren Sie in Ihre Wohnung zurück, und halten Sie sich von dem Kerl fern.«

»Versuchen Sie, mich loszuwerden?«, fragte Gillian.



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